Fachgebiet Empirische Sozialforschung

Heikle Fragen und Soziale Erwünschtheit

  • Kontakt an der TU Kaiserslautern: Henrik Andersen, MA

 

Programm:

Das im Bereich Surveymethodologie angesiedelte Projekt beschäftigt sich mit der Validität von Daten, die in Survey-Interviews erhoben werden. Gemäß dem Konzept des Total-Survey-Error können solche Daten durch verschiedene Fehlerquellen wie Stichprobenfehler, Messfehler oder Nonresponse an mehreren Punkten des Datenerhebungsprozesses verzerrt werden. Das Projekt fokussiert hierbei den Prozess des Stellens und Beantwortens einer Survey-Frage (measurement error, response bias, item-nonresponse). Hierbei kann die Datenvalidität insbesondere durch das Antwortverhalten der Befragten beeinträchtigt werden. Bekannte Symptome sind etwa Erinnerungsfehler, Ja-Sager-Tendenz bzw. Akquieszenz, Nonattitudes sowie absichtliches oder unbewusstes Misreporting, also das Bekunden eines falschen statt des wahren Wertes. Das letztgenannte Problem betrifft insbesondere sog. heikle oder sensitive Fragen wie solche zu selbstberichteter Delinquenz, Drogenkonsum oder sexuellen Praktiken: Wie die entsprechende Literatur vielfach nachgewiesen hat, untertreiben Befragte negativ konnotierte oder unerwünschte Verhaltensweisen, Merkmale oder Einstellungen (etwa Ladendiebstahl oder Steuerhinterziehung) und übertreiben positiv konnotierte, erwünschte (z. B. Wählen gehen oder Blutspenden). Die genannten Probleme haben zur Folge, dass zum einen Prävalenzschätzungen der erfragten Verhaltensweisen oder Einstellungen verzerrt sind; zum anderen sind Analysen zu Einflussfaktoren derselben ebenfalls verzerrt, sofern die interessierenden Determinanten mit dem Ausmaß des Response Bias korrelieren.

Obgleich die Probleme seit Beginn der modernen Surveyforschung in den 1930er Jahren bekannt und Gegenstand entsprechender Forschung sind, gibt es nach wie vor Forschungsbedarf sowohl auf theoretisch-inhaltlicher als auch auf methodischer Ebene. Während theoretisch- inhaltlich vor allem der Frage nach den Ursachen und Mechanismen für Antwortverzerrungen nachgegangen wird, interessieren auf methodischer Ebene praktisches Wissen über Maßnahmen und insbesondere spezielle Erhebungstechniken zur Vermeidung von Antwortverzerrungen.

Das Projekt wird als Kooperationsprojekt von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Dr. Felix Wolter) und der TU Kaiserslautern (Jun.-Prof. Dr. Jochen Mayerl) durchgeführt und von der DFG finanziert. Die Laufzeit beträgt 33 Monate ab November 2017.

Zum Seitenanfang